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Senatsempfang für Hamburger Fluthelfer

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Scholz dankt Hamburger Fluthelfern

Zurzeit stöhnt der Norden unter der Hitze – aber noch im Juni standen an der Elbe ganze Landstriche unter Wasser – nach wochenlangen Regenfällen. Mehr als 1.000 Hamburger Freiwillige machten sich auf den Weg in die Krisengebiete, um zu helfen. Am Montagabend wurden sie für ihren Einsatz ins Rathaus eingeladen. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) dankte den Fluthelfern mit einem Senatsempfang im Großen Festsaal. Rund 700 Helfer folgten der Einladung.

Angehörige von Freiwilligen Feuerwehren, THW, Polizei und Deutschem Rotem Kreuz hatten entlang der Elbe Sandsackwälle aufgebaut und Deiche gesichert – vor allem in Hamburgs Partnerstadt Dresden.

„Überwältigende Hilfsbereitschaft“

Diese überwältigende Hilfsbereitschaft mache eine funktionierende Gesellschaft aus, sagte Scholz. „Interessen werden zurückgestellt, um den Menschen zu helfen, die in Not sind.“ Bei der Sturmflut 1962 habe die Hansestadt ebenfalls viel Hilfe erfahren. Die Flutkatastrophe habe gezeigt, dass ohne ehrenamtliches Engagement eine katastrophale Lage nicht bewältigt werden könne, so Scholz. Er kündigte auch an, mit einer Elbestrategie den Schutz vor der Flut zu verbessern.

Hamburg sei dankbar und stolz auf 5.500 Freiwillige im Katastrophenschutz, betonte der Bürgermeister. Sie ermöglichten Hilfe, die der Staat nicht finanzieren könnte.

Keine langfristigen Flut-Schäden in Hamburg

In Hamburg hinterließ das Elbe-Hochwasser keine langfristen Umweltschäden. Das geht aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Grünen hervor. Allerdings haben Tests während der Flut ergeben, dass die Konzentration von Arsen und Schwermetallen kurzfristig um das dreifache angestiegen ist, wie NDR 90,3 am Dienstag berichtete. Inzwischen würden aber wieder sommerübliche Werte gemessen.

(Quelle: Radio NDR 90.3)

Unsere Kameraden K. Rechenbach und O. Grabbe im Interview beim NDR 90.3:

Senatsempfang für Fluthelferinnen und Fluthelfer

Sehr geehrter Herr Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

seien Sie alle herzlich willkommen im Hamburger Rathaus! Einige von Ihnen waren Anfang Juni schon hier, als wir den Deutschen Nationalpreis an die Jugendfeuerwehr vergeben haben. Viele waren nicht hier, auch etliche der jungen Feuerwehrleute fehlten, denn gerade zu der Zeit war sie ja im Gange, die große Flut entlang der Elbe und anderen Flüssen. Schnelle Hilfe war nötig.

Wenige von Ihnen werden noch eine eigene Erinnerung an 1962 haben, als Hamburg selbst eine verheerende Flutkatastrophe erlebte, als weite Teile unserer Stadt unter Wassermassen versanken, besonders Wilhelmsburg, dort wo in diesem Jahr die Internationale Gartenschau grünt und blüht. Die Flut kam damals aus der anderen Richtung, von der Nordsee her. Wasser, heißt es, sucht sich seinen Weg – und es nimmt keine Rücksicht, nicht auf lang geplante Termine. Auch nicht auf Hab und Gut, Leib und Leben.

Ob das so sein muss, dass in Abständen immer wieder Überschwemmungen über weite Regionen Deutschlands kommen, oder ob wir noch bessere Vorkehrungen treffen müssen, die großen Fluten zu vermeiden, das sind notwendige Fragen nachher. Als erstes gilt es zu handeln und zu helfen. Sie haben das getan.

Damals, 1962, hat Hamburg viel Hilfe erfahren, gerade auch von außen. Heute gilt genauso, dass wir in solchen Notsituationen – sozusagen – im gleichen Boot und angewiesen sind auf Helfer, professionelle und freiwillige, die zupacken, um das Schlimmste zu verhindern oder im Schlimmsten helfend beizustehen.

So ist es diesmal gewesen, 2013, weiter elbaufwärts. Spontane Bereitschaft zur Hilfe durch Freiwillige – Studenten, Schulklassen, Einzelne – ergänzte die Hilfe der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen, der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk und der Bundeswehr. Viele Hamburgerinnen und Hamburger haben mitgemacht und Großes geleistet.

Diese überwältigende Hilfsbereitschaft macht eine funktionierende Gesellschaft aus. Die eigenen Interessen, Familie, Beruf, Hobby werden zurückgestellt, um denjenigen zu helfen, die in Not sind. Diese Hilfe – Sie alle wissen es – war ja kein „Event“ mit hohem Unterhaltungswert, sondern knochenharte Arbeit. Wenn Deiche über Kilometer durch Sandsäcke erhöht, Pumpen in Stellung gebracht, Spundwände eingesetzt oder Personen und wertvolle Sachen aus der Gefahrenzone gebracht werden müssen, dann können die Arme und Beine schon einmal weich werden.

Der Lohn dafür ist die Dankbarkeit, die die Helferinnen und Helfer vor Ort immer wieder erlebt haben. Hier und heute möchte sich der Senat diesem Dank anschließen.

Meine Damen und Herren,

Sie haben durch Ihren Einsatz und Ihr Engagement Hamburg gut vertreten – in unserer Partnerstadt Dresden, im Amt Neuhaus und anderen Orten. Wir sind stolz auf Sie.

Sie alle haben Anfang Juni keinen Augenblick gezögert, als zunächst der Freistaat Sachsen und später alle anderen Länder entlang der Elbe um Hilfe baten. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni ging es los. Sandsackwälle waren zu errichten, Deiche zu sichern und vollgelaufene Keller leer zu pumpen. Wo diese Abwehrmaßnahmen nicht reichten oder zu spät kamen, mussten manche, die alles verloren hatten, betreut und mit dem Nötigsten versorgt werden. Selbst Pflegeheime, die von den Fluten bedroht waren, wurden in kürzester Zeit geräumt und für die Bewohner schnell neue Unterkünfte gefunden.

In Dresden waren bis zum 9. Juni insgesamt 391 Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr eingesetzt, die von der Polizei bei der Ablösung der Kräfte unterstützt wurden. Vom 18. bis zum 20. Juni war ein weiteres Kontingent der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg in Neu Bleckede im Hochwassereinsatz.

Die DLRG wirkte in Schönebeck, Sachsen-Anhalt, bei der Deichsicherung mit. ASB, DRK und  Johanniter unterstützten in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen bei der Betreuung, Versorgung und Unterbringung von Evakuierten.

Die weitaus meisten Aufgaben konnten gut gelöst werden. Dass nicht überall alles rund lief, bleibt bei Einsätzen dieser Größe nicht immer aus. Da wird nachgearbeitet. Aber gerade für Ihre Geduld und Ihre Bereitschaft, auch mit Mängeln fertig zu werden, möchte ich Ihnen besonders danken. Sie waren vor Ort ein Glück im Unglück.

Nicht alle die helfen wollten, konnten tatsächlich in den Einsatz entsandt werden. Auch diesen Helferinnen und Helfern möchte ich für Ihre Bereitschaft mitzuwirken, herzlich danken.  Erfahrene Einsatzkräfte wissen: Man braucht auch eine Reserve und in der müssen viele Gute sein.

Ich danke auch für die Spendenaktion „Hamburg hilft den Flutopfern“ des ASB und des DRK und allen, die gespendet haben und es noch tun.

Meine Damen und Herren,

diese Flutkatastrophe hat erneut gezeigt, dass ohne das Ehrenamt die Herausforderungen einer solchen Lage nicht bewältigt werden können. Ehrenamtliches Engagement ist ein rundum wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Ehrenamtlich tätige Helferinnen und Helfer verdienen unsere Anerkennung und Unterstützung. Sie investieren auch im Alltag große Teile ihrer Freizeit, um für verlässliche Standards in unserer Gesellschaft zu sorgen. Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz hat gesagt:

„Patrioten sind amtlich Unzuständige, die sich um das Gemeinwohl kümmern“.

Besser kann man es nicht sagen. Sie hier sind ein Teil der ungefähr 5.500 freiwilligen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Katastrophenschutz, die in Hamburg unentgeltliche Arbeit für Hamburg leisten. Viele durch Sie erbrachte Leistungen wären für die Stadt nicht finanzierbar, so dass auf sie entweder verzichtet werden müsste oder nur noch besonders Wohlhabende sie in Anspruch nehmen könnten.

Der Staat muss Vorsorge treffen, auch für den Notfall planen, das ist seine Aufgabe. Aber er kann eben nicht alles Erforderliche selbst leisten.

Mein Dank gilt auch den vielen Arbeitgebern, die unkompliziert und sehr kurzfristig die Freistellung der Helferinnen und Helfer ermöglicht haben. Ich weiß, dass dies insbesondere für kleinere Unternehmen oft nicht leicht ist und bei längeren Einsätzen zum Problem werden kann.

Nicht zu vergessen: Hinter jedem engagierten Helfer stehen meist auch Angehörige, Verwandte, Freunde, die für mehrere Tage ohne Sie auskommen mussten. Ich kann mir vorstellen, dass diese plötzliche Änderung des Tagesablaufes auch nicht immer problemlos gewesen ist. Somit möchte ich auch diesen Personenkreis ausdrücklich in meinen Dank einschließen.

Meine Damen und Herren,

Sie alle haben es nun gerade erlebt: Trotz aller Maßnahmen nach den Überschwemmungen von 2002 hat sich die Natur wieder einmal als nicht vollkommen beherrschbar erwiesen. Das wird sie auch nie sein. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist noch mehr zu tun als Anteil am Schicksal der Flutopfer zu nehmen und zu helfen. Schnell muss der Wiederaufbau angepackt werden. Hierfür haben wir – das heißt: die Länder – uns mit dem Bund auf einen Aufbauhilfefonds geeinigt, der so schnell es geht notwendige Mittel auszahlen wird. Hamburg beteiligt sich selbstverständlich daran. Es gab eine große Bereitschaft, über Parteigrenzen hinweg handlungsfähig und -willig zu sein.

Und mit Bedacht muss an vielen Orten der Schutz vor den Fluten weiter verbessert werden. Eine vorsorgende „Elbestrategie“, die künftige Wassermassen besser bewältigen und ableiten kann – auch mit Hilfe weiterer Retentionsflächen – und die die Schiffbarkeit der Elbe im Auge hat, wird zwischen Bund und Ländern schnell weiter zu diskutieren sein.

Hamburgs Senat hat in einen zukunftssicheren Hochwasserschutz investiert und kann sich auf eine funktionierende Deichverteidigung verlassen, doch werden wir auch an der Weiterentwicklung unserer Schutzkonzepte arbeiten.

Ich verbinde also meinen Dank an Sie alle mit der Hoffnung, dass Sie Ihre großartigen Leistungen nicht allzu bald bei einer neuen Flut beweisen müssen. Dass Sie es können, weiß ich.

Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.

(Quelle: olafscholz.de)

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